Cannabis legal?

Veröffentlicht am 03.12.2023 in Ortsverein

Unter der Überschrift Cannabis Legal hatte der SPD-Ortsverband Herbolzheim – Rheinhausen zu
einer Diskussion geladen.
Neben dem SPD Bundestagsabgeordneten Dr. Johannes Fechner, parlamentarischer Geschäftsführer und Justiziar der SPD-Bundestagsfraktion waren Stefan Kruse, zertifizierter Sachverständiger für Cannabis- Medikation und Marco Chiriatti als als Drogenberater in der emma, Jugend- und Drogenberatung im Landkreis Emmendingen als Referenten geladen.
Zu Beginn der sehr gut besuchten Veranstaltung stellte Georg Binkert als Diskussionsleiter klar, dass die Veranstaltung nicht als Werbung für den Konsum von Cannabis gedacht wäre, sondern den Besuchern die Möglichkeit geben soll sich über die geplante Gesetzesänderung, aber auch über die Chancen und Risiken zu informieren.

MdB Dr. Johannes Fechner berichtete über den momentanen Stand der Änderungsdiskussion im Parlament. Noch sei der Jugendschutz im Gesetz nicht ausreichend gesichert. Im Sinne der Rechtssicherheit müsse bundeseinheitlich klar geregelt sein, welche Cannabismengen man straflos besitzen darf. Die im Gesetzesentwurf genannten Mengen sind Fechner zu hoch. Kleinstmengen sollten laut Fechner keine Strafverfahren mehr auslösen: „Die Verfahren wegen Besitz von Kleinstmengen binden zu viel Polizeikapazitäten, die dann bei der Verfolgung schwerer Straftaten fehlen“, so Fechner. „Der Jugendschutz ist wichtig und dazu beraten wir noch“, sagte Fechner. Das Gesetz werde deshalb erst nächstes Jahr im Bundestag beraten.
Stefan Kruse betonte in seinem Referat, dass zukünftig zu große Mengen von Cannabis mit einem erhöhten THC-Gehalt legal sein werden, was mit vielen gesundheitlichen Risiken einhergeht. Er wies auch darauf hin, dass der Konsum von Cannabis in Form von Joints erhebliche gesundheitliche Schäden verursachen kann. In der medizinischen Anwendung setzt man eher auf Vaporisatoren oder Cannabiskonzentrate zum Verzehr. Grundsätzlich befürwortete er die Gründung von Anbauvereinen, damit Konsumenten einen legalen Zugang zu qualitativ hochwertigem Cannabis erhalten können. Bei den Gruppen, die er bei der Gründung berät, fällt auf, dass das Durchschnittsalter recht hoch ist. Es reicht bis zur 90-jährigen Frau, die Cannabis zur Schmerzlinderung auf dem Schwarzmarkt beschafft, jedoch auch Bedenken wegen möglicher Streckmittel im Cannabis hat. Diese Anbauvereine dienen auch als Anlaufstelle für Menschen, die aus medizinischen Gründen Cannabis verwenden und daher ärztlicher Betreuung bedürfen. Oftmals besteht die Angst, vom Arzt verurteilt zu werden, dadurch entstehen große Risiken für Patienten. Kruse sieht in der Legalisierung einen Weg, hochwertiges Cannabis ohne schädliche Beimischungen zu etablieren und den Menschen die Angst zu nehmen, offen mit ihren Ärzten über
die Verwendung von Cannabis zu sprechen.
Marco Chiriatti berichtet von seiner Arbeit als Drogenberater und stellte zu Beginn seines Vortrages provokant einige Vergleiche zwischen Alkohol und Cannabis heraus. Der AGJ-Fachverband, Träger der emma Drogenberatung, spreche sich für die staatlich regulierte Abgabe an Erwachsene, frühestens ab 21 Jahren über lizenzierte Verkaufsstellen oder Clubs aus. Dabei müsse eine kontrollierte Qualität und Wirkstoffstärke gewährleistet sein.
Die erlaubte Besitzmenge sollte nicht über 10 Gramm liegen. Außerdem müsse ein striktes Werbeverbot und der private Handel verboten bleiben. Der AGJ spricht sich auch dafür aus dass die Fahrerlaubnisverordnung reformiert wird und nur noch das Fahren unter Drogeneinfluss, nicht aber vergangener Konsum sanktioniert wird.
Auch wird ein glaubwürdiger Jugendschutz und der Ausbau und die Verbesserung der Finanzierung der Suchtprävention gefordert. Durch die Gesetzesänderungen werden Einsparungen im Justizbereich erwartet. Diese Gelder sollten dringend in der Suchtprävention eingesetzt werden. Allerdings sehe es eher aus als würden in dem Bereich Gelder gestrichen. Das die zu gründenden Cannabisclubs sich auch um die Suchtprävention kümmern sollten verglich
er damit ob Schnapsbrenner zukünftig Alkoholprävention durchführen sollten.
Aus dem Kreis der Zuhörer kamen viele Fragen zu den zukünftigen Mengen, zu der leichteren Zulassung von Cannabis als Medizin und zu den zu erwartenden Einsparung, aber auch den Kosten der Aufklärung.
Anwesende ErzieherInnen wiesen auf die fehlende Betreuung von Kindern im Elternhaus hin die die Kinder oftmals einen Ersatz in Drogen suchen ließen.
Laut dem anwesenden Suchtmediziner Herrn Dr. Tom Tröger-Chojnacki gibt es eine erbliche Komponente. Kinder von suchtmittelabhängigen Eltern werden statistisch öfters selbst abhängig. Man hat auch Genvarianten entdeckt die Menschen anfälliger für Süchte machen. So schätzen epidemiologische Studien das bei etwa 4,5% aller Personen die jemals Cannabis konsumiert haben irgendwann im Leben eine Cannabisabhängigkeit entstehen kann. Cannabiskonsum führt nicht automatisch in eine Abhängigkeit. Suchtmediziner sind sich darüber einig, dass das Suchtpotenzial von Cannabis im Vergleich zu anderen berauschenden Substanzen gering ist. Genaue Zahlen dazu, wie hoch es tatsächlich ist, schwanken je nach Untersuchung und liegen zwischen zwei und neun Prozent der regelmäßig Konsumierenden. Wurde mit dem Cannabiskonsum bereits im Jugendalter begonnen, steigt das Risiko auf 17 Prozent. Für Personen, die täglich kiffen, sogar auf 25 bis 50 Prozent. Zum Vergleich: Das Risiko, durch den
gewohnheitsmäßigen Konsum in eine Abhängigkeit zu geraten, liegt für Nikotin bei 67,5 Prozent, für Alkohol bei 22,7 Prozent und für Kokain bei 20,9 Prozent.
Ein Besucher verwies auf die immens hohen Kosten die ein Cannabisclub aufbringen müsse um die staatlich vorgegebenen Vorschriften einzuhalten. Diese könne sich schnell zu einer halben Million aufsummieren und wären schier nicht leistbar.
Andere Besucher forderten das man endlich zu einer Legalisierung kommen sollte und dann eben
nachjustieren müsse wenn man merke das die Gesetzesänderung so nicht die gewünschten Erfolge
zeigen würde.

 

 

Termine

Alle Termine öffnen.

07.05.2024, 19:30 Uhr - 21:30 Uhr Cannabis Gesetz Info-Abend für Eltern, Lehrkräfte und pädagogische Fachkräfte
Der SPD-Ortsverein möchte Eltern, Lehrkrä ften und pädagogischen Fachkräften einen Raum bieten, sich …

weitere Infos & alle Termine

KV Emmendingen

Für uns im Bundestag!

Johannes Fechner, MdB